Vier zu null gegen Luxemburg – die neue deutsche Fußballmacht

Wenn Selbstzufriedenheit zur Lieblingsdisziplin wird und man sich in einem Land voller Mittelmaß schon über Siege freut, die früher peinlich gewesen wären

Man muss Prioritäten setzen. Früher galt es als Blamage, wenn Deutschland nur 4:0 gegen Luxemburg gewann. Heute ist das ein „wichtiges Signal“ und „ein Schritt in die richtige Richtung“. Der Bundestrainer lobt die Mannschaft, als hätte sie gerade Brasilien im Maracanã zerlegt, während der Gegner in Wahrheit aus Bankangestellten, Metzgergesellen und einem Innenverteidiger besteht, der hauptberuflich Pakete sortiert.

Und weil Luxemburg ab der 25. Minute nur noch mit zehn Mann spielte, klingt das 4:0 in der Nachbetrachtung wie eine Wiederauferstehung des Weltfußballs. „Endlich wieder Stabilität“, heißt es. Stabilität gegen einen Zwergstaat, der weniger Einwohner hat als München Parkplätze.

Diese nationale Jubelstimmung kennt man inzwischen auch außerhalb des Rasens. In der Politik feiert man sich genauso, wenn man eine Krise nicht völlig eskalieren lässt. Eine Inflation von nur 4 Prozent? „Ein Erfolg der Bundesregierung.“ Ein neues Gesetz, das man nach drei Jahren Debatte halbwegs buchstabieren kann? „Ein starkes Signal.“ Eine Brücke, die nicht eingestürzt ist? „Ein Meilenstein.“

Der Trick ist immer derselbe: Man setzt die Messlatte so tief, dass man drübersteigen kann, ohne sich den Kaffee aus der Hand zu nehmen. Und wenn’s dann trotzdem irgendwie klappt, wird das Mikrofon gegriffen und die Selbstbeweihräucherung beginnt.

Der DFB und die Bundesregierung verbindet also mehr, als man denkt. Beide haben verlernt, was Erfolg eigentlich bedeutet. Hauptsache, man kann in der Pressekonferenz sagen, man habe „das Vertrauen der Menschen zurückgewonnen“, notfalls gegen Luxemburg oder mit einem 200-Millionen-Förderprogramm für ein Problem, das man selbst geschaffen hat.

So bleibt Deutschland stolz auf Siege, die früher peinlich gewesen wären, und zufrieden mit Zuständen, die man einst als Krisen bezeichnet hätte. Es ist wie beim Fußballspiel gegen Luxemburg: Man gewinnt das Unbedeutende und verliert das Wesentliche und klatscht sich danach gegenseitig auf die Schulter, weil man ja „wieder auf dem richtigen Weg“ sei.


Disclaimer: Dieser Text ist eine satirische Meinungsäußerung nach Artikel 5 Grundgesetz. Er kritisiert die deutsche Selbstzufriedenheit im Sport und in der Politik und soll weder abwertend gegenüber Luxemburg noch dessen Nationalmannschaft verstanden werden. Das Land Luxemburg und seine Spieler verdienen Respekt – die Satire richtet sich ausschließlich gegen die deutsche Selbstinszenierung.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert


 


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