Hand in Hand in die nächste Nebelwand

IG Metall Herborn-Betzdorf: Applaus statt Aufbruch

Die IG Metall Herborn-Betzdorf feiert auf ihrer Website die gemeinsame Erklärung von IG Metall und dem Verband der Automobilindustrie (VDA) als starkes Signal für die Zukunft. Überschriften wie Jetzt Arbeitsplätze in der Automobilindustrie sichern sollen Mut machen, klingen aber eher wie Durchhalteparolen aus einem Werk, das längst um seine Existenz bangt. In der Region, wo Metall und Maschinenbau noch das Rückgrat ganzer Familien sind, klingt dieser Optimismus fast zynisch. Denn während die Funktionäre Reden halten, kämpfen Beschäftigte um jede Schicht und jedes Werkstor.

Wenn sich IG Metall und der Verband der Automobilindustrie plötzlich einträchtig an den Tisch setzen und von „sozialverträglicher Transformation“ reden, dann riecht das nicht nach Aufbruch, sondern nach altem Kaffee, lauwarm aufgewärmt und politisch abgestanden. Die Gewerkschaft, die einst als Sprachrohr der Beschäftigten galt, klebt inzwischen wie Sekundenkleber an der Regierungspartei SPD und klatscht bei jedem industriepolitischen Luftschloss brav Beifall.

Die große „gemeinsame Erklärung“ klingt nach Tatkraft, ist aber in Wahrheit ein verzweifelter Versuch, den eigenen Einfluss in einer Industrie zu retten, die längst nicht mehr weiß, wohin sie fährt. Während Werke schließen, Zulieferer straucheln und Fachkräfte gehen, redet man lieber von „Flexibilisierung der CO₂-Regulierung“. Ein schöner Euphemismus dafür, dass man das Ziel ständig verschiebt, bis es auch für die letzte lahme Politikstrategie passt.

Und die IG Metall? Statt unbequem zu werden, setzt sie auf Wohlfühl-Formulierungen wie „gerechte Übergänge“ und „Planungssicherheit“. Klingt nett, bedeutet aber: Bloß keinen Ärger mit den Parteifreunden in der Regierung. Hauptsache, das nächste Gesprächsformat mit Ministeriumseinladung und Buffet bleibt gesichert.

Währenddessen stehen in den Werken die Leute mit echten Sorgen. Der vielbeschworene Wandel zur E-Mobilität bringt weniger Arbeitsplätze, mehr Unsicherheit und eine Politik, die so tut, als sei jede Entlassung ein Beitrag zum Klimaschutz. Die Gewerkschaften könnten das benennen, wenn sie wollten. Aber sie wollen lieber „verantwortungsvoll begleiten“, statt Widerstand zu leisten.

Am Ende bleibt die Botschaft dieser Erklärung: Alle sind irgendwie für alles verantwortlich, niemand für das, was schiefläuft. Und die IG Metall spielt wieder den braven Statisten im SPD-Theater.


Disclaimer: Dieser Beitrag stellt meine persönliche Meinungsäußerung im Sinne von Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes dar. Er enthält keine überprüfbaren Tatsachenbehauptungen, sondern eine wertende, politische und satirisch-kritische Auseinandersetzung mit der öffentlich zugänglichen Erklärung von IG Metall, VDA sowie der Veröffentlichung der IG Metall Herborn-Betzdorf. Die genannten Organisationen werden ausschließlich im Rahmen der freien Meinungsäußerung erwähnt. Eine journalistische Recherche oder Tatsachenprüfung ist nicht Gegenstand dieses Beitrags. Der Text dient der politischen Meinungsbildung und nicht der Berichterstattung im presserechtlichen Sinne.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
Quelle: IGM Herborn-Betzdorf



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