Vom Wehrdienst zur Kriegsdienstpflicht – ein stiller Wandel der Worte

Es sind selten die Gesetze, die sich zuerst verändern, sondern die Sprache. Früher hieß es „Wehrdienst“. Heute spricht man offen vom „Kriegsdienst“. Dieser Wandel klingt klein, doch er bedeutet viel. „Wehrdienst“ war mit Verteidigung, Schutz und Pflichtgefühl verbunden. „Kriegsdienst“ dagegen weckt Bilder von Front, Zerstörung und einer Politik, die sich offenbar mit der Normalität des Krieges abgefunden hat.

Dass immer mehr Menschen den Dienst an der Waffe ablehnen, überrascht kaum. Die Regierung verkauft militärische Bereitschaft als Zeichen von Patriotismus, die Bundeswehr wirbt mit Karriere und Kameradschaft. Doch nüchtern betrachtet geht es längst nicht mehr nur um den Schutz des eigenen Landes, sondern oft um die Einbindung in internationale Machtspiele, deren Ziele der Einzelne kaum durchschaut.

Wer den Kriegsdienst verweigern will, muss das in Deutschland weiterhin sorgfältig begründen. Gewissensgründe sind Voraussetzung, Angst um das eigene Leben hingegen gilt ausdrücklich nicht als zulässiger Grund. Diese Regelung zeigt, wie wenig Raum der Staat für menschliche Instinkte lässt. Die eigene Überzeugung muss philosophisch und moralisch begründet werden, als wäre das Überleben selbst kein legitimes Motiv.

Sprache ist immer ein Spiegel der Zeit. Wenn aus „Wehr“ der „Krieg“ wird, spiegelt das eine Verschiebung im Denken wider. Töten wird wieder als Pflicht dargestellt, Gehorsam als Tugend. Es ist die stille Normalisierung des Krieges im politischen Alltag und sie beginnt in den Köpfen, lange bevor der erste Schuss fällt.

Ehrlicher wäre es vielleicht, den Antrag nicht „Kriegsdienstverweigerung“ zu nennen, sondern „Selbsterhaltungserklärung“. Denn wer sich weigert, am Töten teilzunehmen, verweigert nicht den Dienst am Land, sondern den Dienst an der Zerstörung. In einer Zeit, in der das Wort „Krieg“ wieder selbstverständlich ausgesprochen wird, ist die Verweigerung kein Akt der Feigheit, sondern der Vernunft.


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© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert


 


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