Die Industrie züchtet die Seuche – und die Natur bezahlt den Preis
Man könnte glauben, die Natur hätte einen perfiden Humor. Während Wildvögel tot vom Himmel fallen, klopft sich die Geflügelindustrie selbstgefällig auf die Schultern und nennt das Ganze „Biosicherheit“. Tatsächlich hat kein Virus der Welt die ökologische Balance so effektiv zerstört wie menschliche Profitgier auf engem Raum.
Seit über einem Jahr grassiert die hochpathogene Vogelgrippe in Europa und wer immer noch glaubt, das sei ein Werk von Wildgänsen und Möwen, der glaubt vermutlich auch an den Weihnachtsmann im Labor-Kittel. Das Virus, das heute Millionen Wildvögel und zunehmend auch Säugetiere dahinrafft, ist kein Naturprodukt. Es ist ein Industrieabfall, gezüchtet in überfüllten Hallen mit künstlichem Licht, Desinfektionsmitteln und einem Futterkreislauf aus Tierkadavern.
Die Fakten sind so eindeutig, dass man sich fragt, wie man sie jahrzehntelang übersehen konnte, oder wollte. Nach übereinstimmenden Einschätzungen vieler Fachleute entstand das Virus nicht im Freiland, sondern in der industriellen Geflügelhaltung, wo Lebewesen auf Effizienz getrimmt werden, bis die Biologie zusammenbricht. In den Impfprogrammen Südostasiens, wo Geflügel geimpft, aber nicht immun wird, mutierten harmlose Varianten zu Killerviren. Die Tiere überlebten, die Viren auch und wurden über den internationalen Handel munter weiterverteilt.
Dann kam Europa. Hier wird offiziell nicht geimpft, dafür werden in Massentierhaltungen Vögel aus zig Beständen zusammengeführt. Der perfekte Ort für virale Familienfeiern. Wenn Enten, die wochenlang keine Symptome zeigen, als stille Träger neue Viren einschleppen, hilft auch kein Zaun mehr. Und während man in den Behörden über „Zugvögel als Hauptverbreiter“ fabuliert, ist längst klar: Der eigentliche Zugvogel heißt Containerfrachter.
Das Friedrich-Loeffler-Institut klammert sich weiter an die Theorie vom „Eintrag durch Wildvögel“. Vielleicht, weil man sonst eingestehen müsste, dass Millionen Fördergelder in die falsche Richtung geflossen sind. Über Jahre wurde auf Helgoland, an Seen und Küsten geschossen, um die angeblichen Überträger zu finden. Stattdessen hat man die Opfer erlegt und dabei genau das zerstört, was man zu schützen vorgab.
Die wahren Opfer sind die Wildvögel. Ganze Kolonien, Basstölpel, Lachmöwen, Seeschwalben wurden ausgelöscht. Was früher im Frühling in der Luft kreiste, liegt heute als bleiche Masse am Strand. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Systems, das Krankheit produziert, sie verschiebt, verschweigt und am Ende der Natur in die Schuhe schiebt.
Es ist fast grotesk: Während Füchse, Robben und sogar Tiger inzwischen an Vogelgrippe sterben, dürfen wir weiter zusehen, wie Mastbetriebe ihre verseuchten Einstreureste als „Dünger“ auf Äcker kippen. Gänse, die dort Nahrung suchen, nehmen den tödlichen Cocktail direkt auf. Das nennt man Kreislaufwirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes, nur dass der Kreis immer enger wird.
Und als wäre das alles nicht genug, hat man auch die Jagd zum Teil des Problems gemacht. In halb Europa werden jedes Jahr Millionen Stockenten gezüchtet und ausgesetzt, um die „Jagdstrecke anzureichern“. Diese gezähmten Vögel bringen ihre Viren gleich mit in die freie Natur. So wird aus einer Zuchttradition ein globales Biolabor.
Die Natur hat keinen Lobbyverband. Sie kann keine Pressemitteilung verschicken und keine PR-Kampagne finanzieren. Aber sie reagiert. Und sie straft. Nicht durch Rache, sondern durch Zusammenbruch. Wenn die Möwen, Reiher und Gänse fallen, bricht mehr als nur ein Vogelbestand weg. Es bricht ein Gleichgewicht zusammen, das wir längst für selbstverständlich hielten.
Die Wahrheit ist so einfach wie unbequem: Nicht die Wildvögel sind das Problem. Sie sind der Spiegel. Und wer hineinschaut, sieht die hässliche Fratze einer Industrie, die sich selbst für unantastbar hält, während sie die eigenen Grundlagen zerstört.
Am Ende ist die Vogelgrippe nicht nur ein Produkt der Tierindustrie, sondern auch das Ergebnis politischer Bequemlichkeit. Man lässt gewähren, solange Profite fließen, und ruft erst dann nach Maßnahmen, wenn Kadaver an den Stränden liegen. Es ist diese Mischung aus Verantwortungslosigkeit und Schönrednerei, die die Seuche am Leben hält und mit ihr ein ganzes System, das krank ist, lange bevor die Tiere es sind.
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© 2025 Mirko Fuchs
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