Eschenburgs Kita-Desaster: Wer Verantwortung trägt, sollte sie auch übernehmen

Wenn ein Bauprojekt zur Selbstparodie wird: Eschenburgs „Neue Mitte“ und das Versagen der Verantwortlichen

Die Kita „Neue Mitte“ ist längst kein Bauprojekt mehr. Sie ist ein Mahnmal dafür, wie kommunale Verantwortungsträger ein Millionenprojekt aus den Händen geben, nicht kontrollieren und erst aufwachen, wenn der Schaden sichtbar vor ihnen steht. Und obwohl man sich alle Mühe gibt, das Chaos in Verwaltungsfloskeln zu verpacken, lässt sich der Kern nicht kaschieren: Wer dieses Projekt geführt hat, hat es gegen die Wand gesetzt.

Monatelang lag die Baustelle still, während die Verantwortlichen im Rathaus offenbar hofften, der Bauträger würde irgendwann schon von selbst zurückkehren. Das tat er nicht. Aufforderungen blieben folgenlos. Kommunikation gleich null. Trotzdem sah niemand Anlass, rechtzeitig einzugreifen. Ergebnis: Ein halbfertiger Rohbau, der der Witterung ausgeliefert wurde, als handele es sich um ein Experiment für Bauschäden.

Erst als das Ausmaß des Stillstands nicht mehr schönzureden war, zog die Gemeinde endlich die Reißleine und kündigte den Vertrag. Die Notbremse wurde als entschlossene Handlung verkauft, obwohl sie vor allem offenlegte, wie spät und halbherzig man das Projekt zuvor geführt hatte.

Jetzt will die Gemeinde den Bau in Eigenregie fertigstellen. Nach allem, was geschehen ist, wirkt dieser Schritt weniger wie Tatkraft und mehr wie Schadensbegrenzung ohne echten Plan. Der Haushalt zeigt, wie tief die Misere bereits gerissen hat. Rund 5,6 Millionen Euro stehen inzwischen im Etat. Ursprünglich war die Kita ein Festpreisprojekt von rund 4 Millionen Euro. Dann fünf Millionen. Jetzt noch mehr. Nichts an dieser Entwicklung ist überraschend, wenn man die Chronologie der Fehleinschätzungen betrachtet.

Der Bautenstand liegt bei rund zwei Millionen Euro. Der Rest der Summe ist eine Mischung aus Reparaturen, neuen Schäden, Folgekosten schlechter Aufsicht und dem Preis dafür, dass Entscheidungen zu spät getroffen wurden. Sichtbare Baumängel müssen beseitigt werden. Weitere Schäden drohen, weil das Gebäude nicht dicht ist. Dass man nun vor Regen und Frost davonrennt, ist das direkte Resultat früherer Untätigkeit.

Und genau hier liegt das Problem: Die Verantwortlichen reden von Lösungen, aber sie erklären nicht, warum es überhaupt zu dieser Lage kommen konnte. Wer ein Millionenprojekt betreut, hat eine Pflicht zur Kontrolle und zur rechtzeitigen Intervention. Stattdessen hat man zugesehen, gewartet, gehofft und dann überrascht festgestellt, dass Stillstand nicht von selbst endet. Verantwortung sieht anders aus.

Es ist richtig und notwendig, dass Eschenburg dringend neue Kita-Plätze braucht. Aber es wäre ebenso notwendig gewesen, dieses Projekt von Anfang an so zu führen, dass es nicht zum kommunalen Lehrstück über Fehlschläge und schlechte Steuerung wird. Die Bürger zahlen jetzt für Fehler, die sie nicht begangen haben. Und sie haben das Recht zu erwarten, dass die Verantwortlichen sich nicht hinter Prozessen und Sachzwängen verstecken, sondern endlich offenlegen, wie diese Situation entstehen konnte und wer sie zu verantworten hat.


Disclaimer: Dieser Artikel ist ein politischer Kommentar. Er erhebt keinen Anspruch auf neutrale Berichterstattung und enthält keine Tatsachenbehauptungen über strafrechtlich relevantes Verhalten einzelner Personen oder Unternehmen. Alle Einschätzungen sind subjektive Bewertungen im Rahmen der freien Meinungsäußerung nach Art. 5 GG.

© 2025 Mirko Fuchs


 


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