Protest als Ritual, Mitgliederverlust als Realität

Wenn der DGB die AfD-Jugend bekämpft und dabei seine eigene Basis vergrault

Es hat schon etwas Tragikomisches, was sich rund um die geplante AfD-Jugendgründung in Gießen abspielt. Noch bevor ein einziger Stuhl aufgestellt oder ein Mikrofon getestet wurde, standen die üblichen Verdächtigen bereit. Der DGB ruft zum Widerstand auf, als müsse man einen Staatsstreich verhindern. Die moralischen Kampfansagen sitzen immer. Nur die Nachfrage, warum sich Arbeiter und Angestellte in dieser Organisation zunehmend fremd fühlen, die stellt man sich lieber nicht.

Was sich hartnäckig weigert, mitzuspielen, ist die Realität der eigenen Basis. Die schrumpft seit Jahren. Und je energischer die Gewerkschaft auf politischen Bühnen herumfuchtelt, desto deutlicher wird der Widerspruch zwischen Selbstdarstellung und tatsächlichem Nutzen. Es ist eben einfacher, gegen Parteijugenden zu kämpfen, als den eigenen Mitgliedern zu erklären, warum man bei Kernfragen nur noch wie ein Echo der Regierung klingt.

Dass der DGB Protest organisiert, ist sein gutes Recht. Dass er dabei vergisst, weshalb Gewerkschaften überhaupt existieren, ist das eigentliche Problem. Wer sich zur moralischen Leitstelle aufspielt, gleichzeitig aber bei Tarifpolitik, Standortfragen und realen Zukunftssorgen ermüdet wirkt, muss sich nicht wundern, wenn die Leute sagen: Dann eben ohne uns.

Der Rest ist ein vertrautes Ritual. Große Worte, erhobene Fäuste, moralisches Feuerwerk. Und unten drunter bröckelt die Basis. Nicht wegen „Rechtsruck“ oder „Politikverdrossenheit“. Sondern weil man sich lieber um alles Mögliche kümmert, nur nicht um die Menschen, die man angeblich vertritt.


Disclaimer: Der Artikel stellt eine meinungsbasierte politische Kommentierung dar. Er enthält wertende Einschätzungen und keine Tatsachenbehauptungen über konkrete Personen. Jegliche Bezüge auf Organisationen erfolgen im Rahmen zulässiger Meinungsäußerung gemäß Artikel 5 Grundgesetz.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert

Dieses Bild ist eine künstlich erzeugte Illustration. Es zeigt keine realen Personen und keine geschützten Original-Logos. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Szenen oder Marken ist rein zufällig.

 


 


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