Eskalation vor den Hessenhallen und deutliche Worte von Tino Chrupalla und Dr. Alice Weidel
In Gießen hat sich am Tag des AfD-Jugendkonvents ein Bild gezeigt, das jede seriöse Vorstellung von Protest sprengt. Während die neue Jugendorganisation „Generation Deutschland“ zu ihrem Gründungstreffen in die Hessenhallen geladen hatte, verwandelten sich Teile der Gegenmobilisierung in gewalttätige Ausschreitungen. Körperliche Angriffe, Bedrohungen gegen Teilnehmer, Übergriffe auf Medienvertreter und massive Blockaden prägten die Lage. Die Polizei musste sich zwischen überforderten Einsatzlagen, Vermummten und unübersichtlichen Gruppen behaupten.
Zu den besonders heiklen Vorfällen gehörte ein Angriff auf ein Kamera-Team des Magazins „Tichys Einblick“. Das Portal berichtete, dass das Team im Umfeld einer Kundgebung bedrängt worden sei und einzelne Teilnehmer versucht hätten, die Aufnahmen zu verhindern. Nach Darstellung des Mediums habe ein Redner der Veranstaltung Aussagen getroffen, die als Aufforderung zur Verdrängung des Teams verstanden worden seien, woraufhin mehrere Personen das Team eingekreist hätten. Die Polizei musste einschreiten, um die Beteiligten auseinanderzuhalten und das Team aus der Situation zu begleiten. Auch wenn weitere Ermittlungen laufen, zeigt der Vorfall deutlich, wie schnell mediale Arbeit zur Zielscheibe wird, sobald ein Protest in aggressive Dynamiken kippt.
Nach übereinstimmenden Berichten wurde zudem der AfD-Bundestagsabgeordnete Julian Schmidt auf offener Straße attackiert und verletzt. Delegierte der Jugendorganisation erreichten die Halle teils nur unter Polizeischutz oder im Einsatzfahrzeug. Die Zahl der Verletzten stieg im Verlauf des Vormittags weiter an. Demokratische Versammlungsfreiheit existierte in dieser Kulisse nur noch auf dem Papier.

Während draußen das Chaos tobte, bezogen drinnen die Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla und Dr. Alice Weidel klar Stellung. Tino Chrupalla griff in seiner Rede die Rolle der großen Gewerkschaften auf. Er bewertete deren massenhafte Mobilisierungsaufrufe als einen zentralen Auslöser der Eskalation. Er stellte sinngemäß heraus, dass Organisationen, die eigentlich Arbeitnehmerinteressen vertreten sollten, eine politische Kampagne betrieben hätten, die bewusst auf Konfrontation zugespitzt worden sei. Chrupalla betonte, die AfD-Veranstaltung sei ordnungsgemäß angemeldet gewesen, und die Blockaden stellten de facto einen Angriff auf demokratische Abläufe dar. Seine Botschaft war, dass eine politische Bewegung, die im Recht stehe, sich nicht durch Drohkulissen und aggressive Gegenaktionen einschüchtern lassen dürfe.

Dr. Alice Weidel rückte den Blick stärker auf das öffentliche Klima. Sie kritisierte eine mediale Darstellung, die aus ihrer Sicht zu aggressiver Feindmarkierung beitrage und damit indirekt das Umfeld für Gewalt schaffe. Öffentlich dokumentiert ist ihr Satz: „Sie tragen eine Mitverantwortung an dem Klima in unserem Land. Hören Sie endlich damit auf, die AfD zu diffamieren!“ Gemeint waren die Vertreter der etablierten Medien. Weidel sprach von einem politischen Zustand, der an Systeme erinnere, in denen oppositionelle Positionen bewusst delegitimiert würden.

Während die ersten Delegierten versuchten, in der Halle die Tagesordnung zu beginnen, musste die Polizei weitere Gruppen vermummter Protestteilnehmer zurückdrängen. Die Lage blieb über Stunden angespannt. Einige Unionspolitiker verurteilten die Gewalt scharf, während die Bundesregierung den Vorgang eher verharmlosend einordnete. Diese Diskrepanz unterstreicht die politische Schieflage eines Tages, an dem demokratische Regeln nicht nur strapaziert, sondern sichtbar verletzt wurden.
Was bleibt, ist das Bild einer Stadt, die an diesem Tag die Kontrolle über einen wesentlichen Teil des öffentlichen Raums verlor. Der Versuch, eine politische Veranstaltung zu blockieren, kippte an mehreren Orten in offene Gewalt. Angriffe auf Menschen und Medien, Blockaden und Einschüchterungen lassen sich nicht als gewöhnlicher Protest verkaufen. Sie beschädigen das, was im politischen Streit niemals auf der Strecke bleiben darf: die Freiheit, sich legal zu versammeln und politisch zu äußern, ohne Rücksicht auf Drohkulissen oder Übergriffe.
Am Ende bleibt der schale Nachgeschmack eines gigantischen Aufwands, der politisch rein gar nichts bewirkt hat. All die Blockaden, all der Lärm, all die Gewalt und das tagelange Aufheizen der Stimmung zielten darauf, eine Jugendorganisation zu verhindern, die am Schluss trotzdem gegründet wurde. Trotz Chaos, trotz Drohkulissen, trotz eines völlig entgleisten Protesttages. Die Fakten lassen sich eben nicht wegschreien. Wenn demokratische Prozesse stabil sind, setzt sich am Ende das durch, was rechtlich erlaubt und organisatorisch sauber vorbereitet ist. Genau das ist in Gießen passiert.
Disclaimer: Dieser Artikel gibt eine politische Bewertung auf Grundlage öffentlich berichteter Ereignisse wieder. Alle Zitate werden nur verwendet, sofern sie öffentlich dokumentiert sind, alle anderen Aussagen werden sinngemäß wiedergegeben. Die Erwähnung von Gruppen oder Organisationen erfolgt ohne pauschale Schuldzuweisung an deren Mitglieder. Jede Form von Gewalt, unabhängig von politischer Motivation, wird klar abgelehnt.
© 2025 Mirko Fuchs
Fotos: Niklas Schumacher
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