Nikolaus Spezial: Die Republik im Nazi-Dauerabo

Wie ein einziges Wort zur bequemsten Keule des Landes wurde

Der Nikolaus kommt bekanntlich mit Stiefeln, Nüssen und jeder Menge Süßkram. Dieses Jahr bringt er etwas Moderneres mit: die bundesweite Nazi-Flatrate. Ein handliches Etikett, das immer passt, egal wie wenig es mit der Realität zu tun hat. Wer fragt, wer widerspricht, wer sich nicht in die pädagogischen Chorzeilen einreiht: zack, Nazi. Funktioniert immer. Läuft stabiler als jede App.

Der Begriff ist derart inflationär im Umlauf, dass man ihn inzwischen vermutlich sogar auf die Wettervorhersage anwenden könnte. „Schneefall im Norden und vereinzelte Nazis im Süden.“ Ein Wort, das einmal für das absolut Böse stand, verkommt allmählich zum politischen Mehrzweckwerkzeug für alle, die keine Argumente mehr auf Lager haben.

Und das Beste: Wer einmal so etikettiert ist, darf aus dem öffentlichen Miteinander praktisch verschwinden. Diskussion? Nicht nötig. Austausch? Auf keinen Fall. Man muss sich ja nicht mit Menschen befassen, die man vorher erfolgreich in die moralische Quarantäne geschickt hat. Der moderne Umgangston ist simpel: Stempel drauf, Deckel zu, Problem erledigt.

Während der Nikolaus draußen im Schneematsch steht und versucht, halbwegs freundlich zu wirken, sitzen drinnen die selbsternannten Hüter der Reinheit beim Glühwein und nicken sich zustimmend zu. Alles gut, solange das eigene Weltbild ungestört bleibt. Je weniger Differenzierung, desto leichter das Leben. Nikolaus hätte vermutlich gern die Rute gezückt, aber selbst die würde heute falsch ausgelegt.

Die dunklen Zeiten, über die unsere Großeltern erzählen, kamen mit Uniformen und Parolen. Heute kommen sie in watteweicher Sprache, digitalen Stempeln und moralischen Automatismen. Irgendwie subtiler, aber nicht weniger bedrückend.

Frohen Nikolaus. Und viel Erfolg beim Denken, falls es in dieser Saison noch erlaubt ist.

Disclaimer: Dieser Text kommentiert satirisch den öffentlichen Sprachgebrauch und die politische Debattenkultur. Benennungen, Zuschreibungen oder Zitate werden ausschließlich als Kritik an Kommunikationsmustern genutzt. Es wird keinerlei Gleichsetzung historischer Verbrechen oder realer Personen vorgenommen.

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