Posecks Auftritt nach der Amokfahrt von Gießen
Nach der Amokfahrt von Gießen mit mehreren Verletzten, darunter eine schwer verletzte Frau, hätte man vom hessischen Innenminister Klarheit, Ernsthaftigkeit und sichtbare Anteilnahme erwarten dürfen. Was Roman Poseck stattdessen präsentierte, wirkte wie einstudierte Schadensbegrenzung. Früh wird erklärt, was alles aus Sicht des Ministers nicht vorliegt. Kein politisches Motiv, kein Terror, keine gezielte Tat. Diese schnelle Festlegung beruhigt vielleicht Aktenordner, aber keine Bürger.
Besonders problematisch ist der Versuch, die Tat über technische Details zu relativieren. Ob ein Mensch direkt oder mittelbar von einem Fahrzeug erfasst wird, ist für die Opfer und ihre Angehörigen völlig irrelevant. Tatsache ist, dass Menschen im öffentlichen Raum verletzt wurden und dass genau das viele verunsichert. Diese Realität mit Wortklauberei kleinzureden, ist keine Einordnung, sondern Vernebelung.
Ich bin es leid. Leid, dieses Politikergeschwafel, das jede Krise begleitet und mit jedem Vorfall hohler wird. Diese Volksverdummung, bei der offensichtliche Geschehnisse sprachlich so lange weichgespült werden, bis am Ende nur noch Beschwichtigungsformeln übrig bleiben. Wenn Menschen verletzt werden, erwarte ich Klartext und Verantwortung, keine PR-Sätze, die erklären sollen, warum alles halb so wild gewesen sei.
Der Tiefpunkt folgt im nahtlosen Übergang zur geplanten Pressekonferenz über die Sicherheit von Weihnachtsmärkten. Statt innezuhalten, gibt es Durchhalteparolen. Wer von Angst spricht, schüre Panik, wer trotzdem auf den Weihnachtsmarkt gehe, setze ein Zeichen. Das wirkt nicht tröstend, sondern kalt. Der Fokus liegt nicht bei den Opfern, sondern bei der Verteidigung eines politischen Selbstbildes.
Ein Innenminister muss nicht spekulieren, aber er muss benennen, dass etwas schiefgelaufen ist. Wer Gewalt kleinredet, um Normalität zu behaupten, untergräbt Vertrauen. Genau dieses Gefühl bleibt nach diesem Auftritt zurück. Nicht das eines Staates, der schützt, sondern das eines Apparats, der beschwichtigt, relativiert und darauf setzt, dass Gras über die Sache wächst.
Disclaimer: Dieser Beitrag stellt eine meinungsbetonte Einordnung auf Grundlage öffentlich zugänglicher Informationen und Aussagen dar. Über Hintergründe, Motive und strafrechtliche Verantwortung entscheidet allein die zuständige Justiz. Die Unschuldsvermutung gilt uneingeschränkt.
Bildhinweis: Symbolische Illustration. Die Darstellung dient der politischen Einordnung und Kommentierung eines öffentlichen Auftritts. Sie zeigt keine realen Tatabläufe und trifft keine Aussagen zu Schuld, Motiven oder Verantwortlichkeiten.
© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
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