Glut der Sonne – was uns bei einer Eskalation erwarten könnte
Die meisten Menschen denken bei Massenvernichtungswaffen zuerst an Atombomben. Doch man muss keine nuklearen Sprengköpfe einsetzen, um Städte zu verwüsten. Ein Blick auf das russische System TOS-1A „Solntsepyok“ – übersetzt „Glut der Sonne“ – zeigt, was moderne Kriegsführung auch ohne Atomwaffen anrichten kann.
Der TOS-1A ist ein Mehrfachraketenwerfer auf einem Panzerfahrgestell, der mit thermobarischen Sprengköpfen arbeitet. Diese Raketen erzeugen nicht nur eine Explosion, sondern kombinieren Hitze, Druck und Unterdruck. Ein brennbares Aerosol verteilt sich in der Luft, entzündet sich und verwandelt Sauerstoff in eine brennende Waffe. Temperaturen von über 2.000 Grad Celsius entstehen, begleitet von einer Druckwelle, die Mauern, Fenster und selbst Lungengewebe zerreißen kann.
Solche Systeme wurden bereits in Afghanistan, Syrien und der Ukraine eingesetzt, bislang taktisch begrenzt. Russland verfügt jedoch über weit mehr dieser Waffen, als bisher genutzt wurden. Das bedeutet: Das Eskalationspotenzial ist groß, die technische Schwelle zum Flächenkrieg erschreckend niedrig.
Eine Salve aus diesem System kann mehrere Häuserblöcke zerstören. Infrastruktur, Wasserleitungen, Krankenhäuser und Stromnetze werden mitgerissen, Brände breiten sich aus, Rettungskräfte verlieren jede Chance auf schnellen Zugang. Und wer glaubt, Schutzräume böten Sicherheit, irrt: Der Unterdruck dringt tief in Keller und Bunker.
Es fällt schwer, nach solchen Tatsachen noch an „Spielzeugdrohnen über deutschen Flughäfen“ zu denken und zu glauben, dass so etwas das Maß der Bedrohung sei. Diese technologische Realität zeigt, wie weit entfernt politische Debatten oft von tatsächlichen Gefahren sind. Während man hierzulande über Reichweiten von E-Autos oder Gendersternchen diskutiert, stehen anderswo Systeme bereit, die binnen Minuten ganze Städte auslöschen könnten, ohne einen einzigen atomaren Sprengkopf.
Politisch betrachtet sollte dieser Fakt zu einem ernüchternden Schluss führen: Wer von „Eskalationsfähigkeit“ und „Abschreckung“ redet, muss wissen, was das bedeutet. Es geht längst nicht mehr um Panzer oder Flugzeuge, sondern um Waffen, die ganze Gesellschaften in Sekunden vernichten können. In einer Welt, in der diese Technologien existieren, wird das Wort „Verteidigung“ zu einem zynischen Begriff, wenn Diplomatie und Vernunft fehlen.
Der TOS-1A ist kein Massenvernichtungsgerät im strategischen Sinn, aber eine taktische Höllenmaschine, die in bebauten Gebieten katastrophale Schäden anrichtet. Besonders gegen ungeschützte oder schlecht ausgerüstete Gegner.
Für westliche Armeen ist er zwar gefährlich, aber kontrollierbar und zerstörbar, solange Luftüberlegenheit besteht.
Sein Schrecken liegt weniger in seiner militärischen Stärke als in der Vorstellung, dass jemand ihn gegen Städte einsetzt. Genau deshalb gilt er als Symbol dafür, wie weit moderne Kriegsführung moralisch verroht ist.
Krieg sieht heute nicht mehr so aus, wie die meisten von uns ihn aus Filmen oder Schulbüchern kennen: keine klaren Frontlinien, keine heroischen Begegnungen von Panzer zu Panzer, kein „sauberer“ Konflikt zwischen Uniformierten. Moderne Kriegsführung ist vielschichtig, schnell und brutal unübersichtlich. Präzisionswaffen, Drohnen, thermobarische Systeme, Cyberangriffe und Informationskrieg greifen ineinander und machen zivile Infrastruktur selbst zum Schlachtfeld. Das Ergebnis ist ein Geflecht aus unmittelbarer physischer Zerstörung und längerfristiger gesellschaftlicher Destabilisierung. Wer weiterhin an das Bild des klassischen Gefechtsfelds glaubt, unterschätzt die reale Gefahr: Heute kann ein einzelnes Waffensystem in Minuten das Gefüge einer Stadt zerstören. Und das nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich und psychologisch.
Disclaimer: Dieser Artikel dient der politischen und gesellschaftlichen Aufklärung. Er stellt keine rechtliche, militärische oder sicherheitspolitische Beratung dar und verfolgt keinen propagandistischen Zweck. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und spiegelt die persönliche Meinung des Autors im Rahmen von Art. 5 GG wider. Keine Haftung für Handlungen oder Entscheidungen Dritter, die auf Grundlage dieses Textes erfolgen.
© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
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