Man kassiert immer genau dort, wo Bürger keine Wahl haben
Die geplante Anhebung der Friedhofsgebühren ab 2026 zeigt einmal mehr, wie Kommunen ihre wachsenden Kosten kompensieren: Man greift genau auf jene Bereiche zu, in denen Bürger nicht ausweichen können. Friedhöfe sind kein Markt, keine freiwillige Dienstleistung, sondern ein Pflichtbereich. Wenn die Preise steigen, zahlen die Angehörigen unabhängig von ihrer finanziellen Lage.
In Eschenburg wird die Entwicklung mit steigenden Personalkosten begründet. Fast jeder Teil des Vorgangs, Bestattung, Grabräumung, Pflege, Verwaltung, Recycling, hängt an Lohnstrukturen, die Jahr für Jahr anwachsen. Die Gebühren steigen dadurch seit über einem Jahrzehnt kontinuierlich. Von 3920 Euro im Jahr 2013 klettert der Preis für eine Erstbestattung in einem Wahlgrab bis 2026 auf 4735 Euro. Auch Zweitbestattungen und Zuschläge verteuern sich spürbar.
Dazu kommt ein Punkt, der wie ein Elefant im Raum steht und den viele wahrnehmen, über den aber kaum jemand offen spricht. Die Haushalte vieler Gemeinden sind durch immer größere Pflichtaufgaben belastet, insbesondere im sozialen Bereich. Ob man es nun unbequem findet oder nicht, die erheblichen Kosten einer seit Jahren überforderten und politisch schlecht gesteuerten Flüchtlingspolitik wirken auf kommunaler Ebene längst durch. Unterbringung, Betreuung, Verwaltung, Sozialleistungen, all das frisst Haushaltsmittel, die dann an anderer Stelle fehlen. Wenn Gemeinden anschließend Gebühren in sensiblen Bereichen erhöhen, entsteht der Eindruck, dass Bürger querfinanzieren müssen, was auf höherer Ebene politisch versäumt wurde. Dieser Zusammenhang wird selten ausgesprochen, ist aber real spürbar.
Die Verwaltung verweist derweil auf Grünflächen, Zäune, Wege, Geländer und andere Nebenkosten. Doch auch diese Posten bestehen im Kern aus Personalkosten. Und genau darin steckt das strukturelle Problem: ein öffentlicher Apparat, der immer teurer wird, während Effizienzfragen kaum gestellt werden. Die Diskussion darüber, wie man Abläufe modernisieren, digitalisieren oder vereinfacht organisieren könnte, wird seit Jahren verschoben.
Die Kosten werden einfach nach oben durchgereicht. Die Gemeinde muss keinen Wettbewerb fürchten, sie muss keine Alternativen anbieten, sie muss nicht einmal besonders effizient sein. Sie kann schlicht dort ansetzen, wo niemand ausweichen kann. Genau deshalb drängt sich der Eindruck auf, dass man strukturell den bequemsten Weg wählt, statt endlich über Einsparungen, Prioritäten und eine ehrliche Haushaltsführung zu sprechen.
Disclaimer: Dieser Artikel stellt keine politische Meinungsäußerung dar. Er fällt unter die allgemeine Meinungs- und Informationsfreiheit gemäß Artikel 5 Absatz 1 Grundgesetz und dient ausschließlich der sachlichen Darstellung sowie der zulässigen kritischen Kommentierung öffentlich zugänglicher Informationen. Er enthält keine Behauptungen über individuelles Fehlverhalten und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
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