IG Metall ruft zum Protest gegen AfD-Jugend auf

Warum sich immer mehr Beschäftigte von der Gewerkschaft abwenden

Die IG Metall Herborn-Betzdorf ruft für den 29. November zu einer gemeinsamen Anreise nach Gießen auf, um dort gegen die Gründung der AfD-Jugend zu demonstrieren. Treffpunkt 4:45 Uhr am Bahnhof, Anmeldung per Mail, Gruppenticket, Warnweste, Mütze. Und dann der wohl bezeichnendste Teil des ganzen Aufrufs: Die Teilnehmenden sollen ausdrücklich Krankenkarte und Personalausweis mitbringen, als wäre man auf dem Weg zu einer Mischung aus Erstaufnahmezentrum und Notfallambulanz. Die Aktion wirkt wie ein Betriebsausflug mit politischem Anstrich, nur leider komplett losgelöst von den täglichen Herausforderungen der Beschäftigten.

Dieser Aufruf zeigt wieder einmal, warum so viele Kolleginnen und Kollegen der IG Metall innerlich längst den Ausgang suchen. Die Prioritäten liegen schlicht nicht mehr dort, wo sie hingehören. Anstatt sich konsequent um Tarifbindung, Sicherheit am Arbeitsplatz, faire Arbeitsbedingungen und die echten Sorgen der Leute zu kümmern, fließt ein guter Teil der Energie in politische Inszenierungen, die für viele Beschäftigte kaum Relevanz haben. Wer im Schichtdienst steckt, wer mit dünner Personaldecke kämpft oder die nächste Transformationsrunde fürchtet, fühlt sich von solchen Aktionen eher entfremdet als vertreten.

Der Widerspruch liegt offen auf dem Tisch. Eine Organisation, die seit Jahren Mitglieder verliert, setzt auf Mützen, Warnwesten und Demotourismus. Dazu ein Hinweis auf Ausweisdokumente und Krankenkarte, der eher an ein Risikoszenario erinnert als an politische Interessenvertretung. Gleichzeitig wundert man sich in der Gewerkschaft, warum die Bereitschaft zur Beitragszahlung sinkt. Vielleicht, weil die Beschäftigten sich Unterstützung wünschen statt ritualisierter Symbolpolitik.

Wer wissen will, warum der Mitgliederschwund nicht abreißt, muss nur diesen Aufruf lesen. Man sieht klar, wo die Schwerpunkte inzwischen liegen. Und genau deshalb wenden sich immer mehr Arbeitnehmer ab. Nicht, weil sie unpolitisch wären, sondern weil ihre tatsächlichen Anliegen im Lärm der ideologischen Außentermine untergehen.


Disclaimer: Dieser Text ist ein Kommentar und damit eine persönliche Meinungsäußerung im Sinne von Art. 5 Abs. 1 GG. Er enthält keine überprüfbaren Tatsachenbehauptungen über konkrete Personen, sondern bewertet einen öffentlich zugänglichen Aufruf der IG Metall Herborn-Betzdorf.

Hinweis zum Titelbild: Dieses Bild ist eine satirische Darstellung. Es zeigt kein reales Geschehen und keine realen Personen. Jede Ähnlichkeit ist rein zufällig und satirisch überzeichnet.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
Quelle: IG Metall Herborn-Betzdorf


 


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