Silvesterfeuerwerk: Wenn Rücksicht an der Zündschnur endet

Wenn Silvester zur Belastung wird – Tierleid, Gewalt und die Frage nach Verantwortung

Als Tierschützer betrachte ich den Jahreswechsel aus einer anderen Perspektive. Während viele Menschen Silvester feiern, bedeutet diese Nacht für unzählige Tiere Angst, Stress und nicht selten den Tod. Aus diesem Grund setze ich mich kritisch mit dem privaten Silvesterfeuerwerk auseinander.

Für die meisten Menschen gilt das Silvesterfeuerwerk noch immer als unverzichtbare Tradition. Einmal im Jahr müsse man sich das erlauben, heißt es dann, als gehöre das Recht auf Explosion zur Grundausstattung des Jahreswechsels. Aus Sicht des Tierschutzes ist Silvester jedoch kein harmloser Spaß. Haustiere geraten in Panik, Wildtiere werden aus ihren Rückzugsräumen aufgeschreckt, Vögel fliegen nachts orientierungslos auf und verbrauchen wertvolle Energiereserven mitten im Winter. Jedes Jahr sterben dabei zahlreiche Tiere qualvoll, etwa durch Stress, Kollisionen, Verletzungen oder den Verlust lebenswichtiger Ruhe- und Schutzräume. Dieses Leid ist keine Begleiterscheinung, sondern eine vorhersehbare Folge menschlicher Knallfreude.

Auffällig ist die Leichtigkeit, mit der diese Folgen relativiert werden. „Das ist doch nur einmal im Jahr“ dient als Allzweckargument, als ließe sich Angst terminieren. Dass Tiere weder Traditionen kennen noch den Jahreswechsel einordnen können, spielt dabei keine Rolle. Wer Tierschutz ernst nimmt, muss feststellen, dass hier Jahr für Jahr vermeidbares Leid bewusst in Kauf genommen wird, damit es kurz laut wird.

Hinzu kommt die zunehmende Gefährdung von Menschen. Die Silvesternächte der vergangenen Jahre in Städten wie Berlin oder Köln zeigen regelmäßig brennende Straßen, Verletzte und Angriffe auf Einsatzkräfte. Was als fröhliches Feiern gilt, kippt vielerorts in einen Ausnahmezustand, bei dem Ordnungskräfte mehr Zielscheibe als Garant von Sicherheit sind.

Vor diesem Hintergrund wirkt das Festhalten am privaten Feuerwerk zunehmend absurd. Erwachsene Menschen, oft alkoholisiert, hantieren mit Sprengstoff und messen sich in Lautstärke, als ließe sich Bedeutung in Dezibel messen. Dieses Verhalten wird ernsthaft als Freiheit oder Tradition verteidigt, obwohl es eher an archaisches Reviergehabe erinnert als an einen zivilisierten Jahreswechsel.

Auch ökologisch bleibt die Bilanz ernüchternd. Feinstaub, Müll und giftige Rückstände gehören jedes Jahr zuverlässig dazu. Während Nachhaltigkeit sonst hoch im Kurs steht, gilt zum Jahreswechsel offenbar eine kollektive Ausnahmegenehmigung.

Die Frage ist daher nicht, ob Kritik am privaten Silvesterfeuerwerk berechtigt ist, sondern warum man es weiterhin toleriert. Klare Einschränkungen wären kein Verlust an Lebensfreude, sondern ein Zeichen von Verantwortung. Ein neues Jahr beginnt nicht mit Krach, sondern mit der Entscheidung, es besser zu machen als das alte.

Es gibt inzwischen deutlich sinnvollere Lösungen als das tagelange Abbrennen von Feuerwerk. Es wird ja nicht nur an Silvester selbst, sondern bereits Tage vorher und noch Tage danach geböllert. Am Silvestertag beginnt der Lärm häufig schon am Nachmittag und endet erst, wenn es längst wieder hell wird.

Gleichzeitig zeigen moderne Alternativen, dass ein Jahreswechsel auch ohne Böller möglich ist. Laser- und Drohnenshows schaffen eindrucksvolle Bilder am Himmel, ganz ohne Explosionen, Lärm, Feinstaub und Müll. Letztlich ist es eine Frage der Eigenverantwortung, ob man für diesen Krach bewusst Leid, Gefahr und Belastungen für andere in Kauf nimmt oder ob man sich für Rücksicht und zeitgemäße Formen des Feierns entscheidet. Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht Verzicht, sondern bewusste Entscheidung.


Disclaimer: Dieser Beitrag stellt eine persönliche Meinungsäußerung im Sinne des Artikels 5 Absatz 1 Grundgesetz dar. Er dient der kritischen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema privates Silvesterfeuerwerk und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Eine pauschale Verurteilung einzelner Personen oder Gruppen ist nicht beabsichtigt.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert



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