|
Getting your Trinity Audio player ready...
|
Wie gesellschaftliche Veränderungen das individuelle Zugehörigkeitsgefühl beeinflussen
Immer mehr Menschen beschreiben ein Gefühl, das sich leise, aber hartnäckig ausbreitet. Sie fühlen sich fremd in ihrer eigenen Heimat. Nicht auf Reisen, nicht im Ausland, sondern dort, wo sie aufgewachsen sind, wo ihre Eltern gelebt haben, wo Alltagsroutinen einst selbstverständlich waren. Dieses Empfinden ist kein politisches Schlagwort, sondern eine subjektive Wahrnehmung. Und genau deshalb lässt es sich weder verbieten noch wegdefinieren.
Heimat ist mehr als ein Ort auf der Landkarte. Sie entsteht aus Vertrautheit, aus gemeinsam getragenen Regeln, aus Sprache, Gepflogenheiten und der stillen Übereinkunft darüber, wie man miteinander umgeht. Wenn sich diese Grundlagen spürbar verändern, ohne dass die Betroffenen daran beteiligt werden oder sie den Eindruck haben, darauf Einfluss zu haben, entsteht Entfremdung. Das ist kein moralisches Versagen, sondern eine normale menschliche Reaktion.
Auffällig ist, dass über dieses Gefühl kaum noch offen gesprochen werden darf, ohne sofort unter Generalverdacht zu geraten. Wer äußert, sich nicht mehr zuhause zu fühlen, wird allzu schnell in politische Schubladen gesteckt. Dabei ist das Empfinden selbst weder rechts noch links, weder progressiv noch rückwärtsgewandt. Es ist schlicht eine Beschreibung der eigenen Lebenswirklichkeit. Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungen ist kein Angriff auf Menschen, sondern ein legitimer Bestandteil einer offenen Demokratie.
Problematisch wird nicht das Gefühl der Fremdheit, sondern der Umgang damit. Statt Ursachen nüchtern zu analysieren, werden die Sorgen häufig moralisiert oder pathologisiert. Wer sich unwohl fühlt, bekommt erklärt, dass er sich nur anpassen müsse, toleranter sein solle oder die Realität falsch wahrnehme. Das schafft keine Integration, sondern Frust. Wer Menschen einredet, ihre Wahrnehmung sei illegitim, treibt sie nicht zur Offenheit, sondern in den Rückzug.
Dabei ließen sich viele Konflikte sachlich benennen, ohne jemanden zu diffamieren. Veränderungen im Stadtbild, in Schulen, im öffentlichen Raum oder im Sicherheitsgefühl sind reale Erfahrungen, keine Einbildung. Darüber zu sprechen heißt nicht, ganze Gruppen zu verurteilen. Es heißt, Entwicklungen zu beschreiben und politische Entscheidungen zu hinterfragen. Genau dafür ist Meinungsfreiheit gedacht.
Eine Gesellschaft, die nur noch positive Gefühle zulässt und negative Empfindungen moralisch sanktioniert, verliert den Kontakt zur Realität. Heimat lässt sich nicht verordnen und Zugehörigkeit nicht erzwingen. Sie entsteht dort, wo Menschen sich ernst genommen fühlen, wo Regeln gelten und nachvollziehbar durchgesetzt werden und wo Kritik nicht als moralischer Makel gilt, sondern als notwendiger Bestandteil des Zusammenlebens.
Wer das Gefühl der Entfremdung pauschal als Hetze abtut, verweigert sich der Debatte. Wer aber bereit ist, zuzuhören, ohne sofort zu etikettieren, schafft die Voraussetzung dafür, dass aus Fremdheit wieder Vertrautheit werden kann. Heimat stirbt nicht durch Vielfalt. Sie stirbt dort, wo man nicht mehr sagen darf, wenn sie sich fremd anfühlt.
Am Ende bleibt eine einfache Wahrheit, die man weder moralisieren noch wegdiskutieren kann: Offenheit, Wandel und Vielfalt funktionieren nur dort, wo sie Maß halten – denn alles hat seine GRENZEN.
Disclaimer: Dieser Beitrag gibt persönliche Meinungen und gesellschaftspolitische Einschätzungen wieder. Er richtet sich nicht gegen Personen oder Gruppen aufgrund von Herkunft, Religion oder sonstigen persönlichen Merkmalen. Beschrieben werden subjektive Wahrnehmungen, keine pauschalen Zuschreibungen. Die Ausführungen dienen der kritischen Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und sind von der Meinungsfreiheit gemäß Artikel 5 Grundgesetz gedeckt. Eine diskriminierende oder hetzerische Absicht ist nicht gegeben.
© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
Entdecke mehr von Hessenpolitik
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
