Der Mensch ohne Rückgrat – das Rückgrat der Anpassungsgesellschaft
Man trifft sie überall: Menschen, die sich biegen wie Weiden im Wind, nur nie gerade stehen. Sie nicken, wenn der Chef redet, lächeln, wenn der Strom der Meinung fließt, und tauchen ab, sobald Verantwortung ruft. Rückgratlosigkeit ist ihr Erfolgsrezept in einer Welt, die bequeme Mitläufer mehr schätzt als aufrechte Charaktere.
Der Mensch ohne Rückgrat ist kein Zufall, sondern System. Er sitzt in Gremien, Parteien, Büros und Freundeskreisen. Seine Haltung richtet sich nach dem Vorteil, sein Gewissen nach dem Applaus. Heute dagegen, morgen dafür, übermorgen „neutral“. Frieden verwechselt er mit Feigheit, Anpassung mit Vernunft.
Man erkennt ihn leicht: Er hat immer das perfekte Timing, um nicht aufzufallen. Wenn Kritik laut wird, sagt er: „Ich hab das schon immer so gesehen.“ Wenn sie verstummt, behauptet er: „Ich wollte mich da raushalten.“ Für ihn ist Schweigen die bequemste Form der Verantwortung, weil sie nichts kostet und niemanden stört.
Das Gefährliche: Er zerstört nicht laut, sondern leise, durch Schweigen, durch Wegsehen. Eine Gesellschaft, die solche Typen züchtet, verliert ihre Ideale lange bevor sie merkt, dass sie keine mehr hat. Wer nie aneckt, verliert irgendwann jede Kante und mit ihr die Moral.
Rückgrat kostet nichts, nur manchmal den Mut, unbeliebt zu sein. Doch den bringt kaum noch jemand auf. Lieber biegt man sich, als dass man bricht. Am Ende bleibt die perfekte Silhouette des Angepassten: stromlinienförmig, brav, leer und stolz darauf, „neutral“ zu sein.
Disclaimer: Persönliche Meinungsäußerung im Sinne von Art. 5 GG. Der Text stellt keine Tatsachenbehauptungen über konkrete Personen oder Gruppen dar, sondern eine allgemeine, satirisch-kritische Betrachtung gesellschaftlicher Verhaltensmuster.
© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert
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