Millionengrab am Wegesrand: Warum ASP-Zäune ihr Ziel verfehlen
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat in Deutschland hektische Reaktionen ausgelöst. Statt nüchterner Analyse setzt man vielerorts auf Aktionismus – sichtbar in Gestalt von kilometerlangen Wildschwein-Zäunen. Für die Öffentlichkeit wirkt das wie „Tatkraft“, tatsächlich handelt es sich um eine kostspielige Scheinlösung.
Lückenhafte Konstruktionen
In der Realität bestehen die Zäune meist aus dünnen Kunststoffpfosten und vier einfachen Drahtlitzen. Schon auf den ersten Blick erkennt man die Schwächen: unzureichende Stabilität, kaum Widerstandskraft bei Witterung, und zahlreiche Lücken an Feldwegen, Gräben oder Waldrändern. Ein Tier, das unter Zäunen hindurchwühlt, sich durch Böschungen bewegt und gelernt hat, Hindernisse zu überwinden, wird davon nicht gestoppt. Diese „Barrieren“ sind nicht mehr als eine optische Beruhigungspille für die Öffentlichkeit.
Millionen im Sand
Die Errichtung, Wartung und Kontrolle dieser Anlagen verschlingen Millionen an Steuergeldern. Gelder, die in Forschung, in Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben oder in ein konsequentes Monitoring weitaus sinnvoller investiert wären. Stattdessen fließen öffentliche Mittel in Bau und Reparatur einer Infrastruktur, die im Alltag kaum den Namen „Zaun“ verdient. Wer sich die Bilanzen anschaut, stellt schnell fest: Hier wird kein Seuchenschutz betrieben, sondern eine gigantische Geldverbrennungsmaschine am Laufen gehalten.
Politisches Schaufenster
Der eigentliche Zweck dieser Zäune liegt weniger in ihrer Wirkung als in der politischen Außendarstellung. Sie sollen Handlungsfähigkeit demonstrieren. Doch Handlungsfähigkeit bedeutet nicht, möglichst viele Kilometer Litze in den Boden zu rammen, sondern wirksame Strategien zu entwickeln. Experten betonen seit Jahren, dass entscheidend die Unterbrechung von Eintragswegen, die Einhaltung strikter Hygieneregeln und das rechtzeitige Erkennen von Ausbrüchen sind. Diese Punkte sind weder spektakulär noch mit einem Foto vom „Zaunbau“ medial verwertbar – aber sie wären effektiv.
Falsche Prioritäten
Während Steuergelder in Plastikpfosten und Litzen versenkt werden, bleiben die wirklichen Herausforderungen bestehen. Landwirte brauchen Unterstützung bei Präventionsmaßnahmen, Tierseuchenbekämpfung benötigt geschultes Personal, und Forschung an Impfstoffen verdient Priorität. Stattdessen dominieren kurzfristige Symbolprojekte. Am Ende stehen riesige Rechnungen für den Steuerzahler, ohne dass die Seuche wirklich eingedämmt wäre.
ASP lässt sich nicht durch optische Barrieren aufhalten. Was bleibt, ist der Eindruck eines politisch motivierten Aktionismus, der Unsummen verschlingt und das eigentliche Problem nur kaschiert. Wer ernsthaft Seuchenbekämpfung betreiben will, muss endlich auf wirksame Konzepte setzen – nicht auf dünne Pfosten und Drähte, die den Namen „Schutz“ kaum verdienen.
Disclaimer: Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und spiegelt eine kritische Bewertung des Themas wider. Es werden keine einzelnen Behörden, Betriebe oder Personen konkret benannt. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für fachliche oder rechtliche Fragen zur Seuchenbekämpfung wenden Sie sich bitte an die zuständigen Behörden oder eine fachkundige Beratung.
© 2025 Mirko FuchsEntdecke mehr von Hessenpolitik
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.
