Milliarden für Wärmenetze: Hessens Klimaplan mit der Motorsäge

Ein Kommentar über Fördergelder, Flächenfraß und politische Selbstbeweihräucherung

Die hessische Landesregierung will gerade eine Milliarde Euro unter die Leute bringen und verkauft das als historischen Wurf für die Energiewende. „Bürgschaftsrahmen für kommunale Energieversorger“, klingt sauber, klingt grün, klingt nach Fortschritt. In Wahrheit riecht es nach Beton, Kabelschächten und frisch gerodeten Waldrändern.

Denn wenn die Politik „Klimaschutz“ ruft, sollte man inzwischen besser den Forsthelm aufsetzen. Wärmenetze, Stromtrassen, Wasserstoffleitungen, alles dringend nötig, klar. Aber Hessen hat wieder einmal vergessen, dass Nachhaltigkeit mehr ist als eine hübsche Schlagzeile.

Wenn „Energiewende“ zum Tarnwort für Flächenraubbau wird

In Mittelhessen, von Wetzlar bis Herborn, von Gießen bis Dillenburg, planen die Stadtwerke längst an Fernwärmeprojekten. Gut gemeint, aber selten gut gemacht: Wo heute noch Wildpfade, Altbäume oder Forsthäuser stehen, könnten bald Rohrgräben, Pumpstationen und Technikzentren entstehen. Der Natur bleibt dann das, was in den politischen Reden „Kollateralschaden“ heißt.

Die Regierung feiert derweil ihre „Milliardenoffensive“, ohne zu sagen, wo sie eigentlich hinwill. Keine Umweltklauseln, keine Transparenz, keine Grenzen. Hauptsache, man kann sich im Landtag gegenseitig auf die Schulter klopfen, während draußen wieder ein Stück Landschaft verschwindet.

Gießen, Wetzlar, Herborn, alles „Modellregionen“ für irgendwas

Schaut man sich die laufenden Wärmeplanungsprogramme an, merkt man schnell: Jede Kommune bastelt am eigenen „Energiewunder“. Und überall dieselbe Frage, wohin mit den Trassen, wer zahlt die Folgeschäden, und wer redet eigentlich noch über die Tiere, die da leben?

Die Antwort ist einfach: niemand. Solange Fördermittel locken, wird gebaut, was das Rohr hält.

Die Ironie ist kaum zu überbieten: Ausgerechnet jene Politik, die den Wald für Windräder, Zäune und Stromautobahnen geopfert hat, entdeckt ihn jetzt wieder, als praktische Schneise für Wärmenetze.

Milliarden ohne Richtung, Natur ohne Lobby

Der neue Landesfonds hat ein klares Ziel: medienwirksam wirken. Und das klappt. Das Programm wurde am 7. November 2025 groß verkündet, noch bevor jemand gefragt hat, wer die ökologischen Folgen trägt. Eine Milliarde klingt eben besser als: „Wir wissen’s noch nicht genau.“

Während die Landesregierung mit grünem Anstrich um sich wirft, stehen die Kommunen unter Druck. Wer jetzt kein Projekt anmeldet, kriegt später keins mehr. Das erzeugt Hektik, Aktionismus, genau die Fehler, die man sich später mit Steuergeld wieder schönrechnen darf.

Klimaschutz ja, aber bitte nicht als Deckmantel für Landschaftsvernichtung

Hessen braucht die Wärmewende, aber nicht um jeden Preis. Wer Wälder abholzt, um CO₂ zu sparen, hat das Prinzip nicht verstanden.

Solange das Land Milliarden verteilt, ohne ökologische Leitplanken einzuziehen, bleibt das Programm das, was die Politik am besten kann: gut gemeint, schlecht gemacht und auf Kosten derer, die keine Pressekonferenz halten können: Wald, Wild und Landschaft.


Disclaimer: Dieser Artikel stellt eine freie, meinungsbasierte Kommentierung aktueller politischer Vorgänge in Hessen dar. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt keine juristische Bewertung. Alle Angaben nach bestem Wissen, Stand November 2025.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert


 


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