Verdoppelt, verpufft, verschwunden – Wo sind unsere Steuermilliarden geblieben?

Seit dem Jahr 2000 haben sich die Gesamt-Steuereinnahmen des deutschen Staates nahezu verdoppelt, von rund 500 Milliarden auf mittlerweile knapp 1.000 Milliarden Euro jährlich. Eine Zahl, die einem schwindlig machen könnte, wenn sie nicht gleichzeitig so viele Fragen aufwerfen würde. Denn obwohl der Staat heute doppelt so viel einnimmt wie vor 25 Jahren, hört man ununterbrochen dieselbe Klage: Das Geld reicht nicht. Für Bildung nicht. Für Renten nicht. Für die Pflege nicht. Für Straßen, Brücken, Bahn, Digitalisierung, innere Sicherheit, überall angeblich Ebbe in der Kasse. Wie kann das sein?

Hat sich das Geld in Luft aufgelöst? Oder sind wir Zeugen einer gigantischen Umverteilung, die niemand so recht erklären will?

Die offiziellen Erklärungen klingen stets beruhigend. Man spricht von gestiegenen Sozialausgaben, höheren Personalkosten, demografischem Wandel, Transformation, Klimaschutz und all den anderen wohlklingenden Schlagworten, mit denen sich nahezu alles rechtfertigen lässt. Doch wenn man genauer hinsieht, wirken viele Begründungen seltsam hohl. Denn was nützt der höchste Steuerstand aller Zeiten, wenn Schulen trotzdem marode sind, Krankenhäuser Personal abbauen und Kommunen reihenweise betteln müssen, um ein Schwimmbad offen zu halten?

Ein Blick in die Ausgabenstruktur zeigt: Ein immer größerer Teil des Haushalts fließt in Transferleistungen, Subventionen und Verwaltung. Gleichzeitig explodieren die Kosten für politische Großprojekte, deren Nutzen oft fraglich bleibt. Milliarden versickern in Bürokratien, Förderstrukturen, Beratungsverträgen und ineffizienten Programmen. Neue Behörden entstehen, während bestehende kaum noch wissen, wofür sie zuständig sind. Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass irgendwo ein Milliardenloch auftaucht und niemand weiß genau, wie es entstanden ist.

Hinzu kommt: Jede Krise, ob Pandemie, Energie oder Klima, dient inzwischen als Begründung für neue Schulden, Sondervermögen und Hilfspakete. Doch wer fragt nach, wohin all diese Mittel tatsächlich fließen? Wie viele Euro landen wirklich bei denen, die Unterstützung brauchen und wie viel bleibt unterwegs hängen in einem Netz aus Ministerien, Ausschüssen, Beraterfirmen und Zwischenstellen?

Die große Frage lautet: Wenn der Staat sich über zwei Jahrzehnte hinweg an Rekordeinnahmen erfreut, warum erleben Bürger gleichzeitig einen schleichenden Rückbau öffentlicher Leistungen? Warum fühlen sich Kommunen ärmer, während der Fiskus reicher wird? Und wie kann es sein, dass eine Gesellschaft mit einem Billionen-Steueraufkommen über Schlaglöcher, Schuldenbremsen und Sanierungsstaus diskutiert?

Vielleicht ist das eigentliche Problem gar kein Mangel an Geld, sondern ein Mangel an Verantwortung. Ein Staat, der immer mehr einsammelt, sollte auch erklären können, wohin es geht. Und zwar nachvollziehbar, transparent, überprüfbar, nicht in endlosen PDF-Dateien, sondern in klarer, verständlicher Sprache.

Denn wenn Bürger das Gefühl haben, dass ihr Geld irgendwo im Nebel verschwindet, schwindet auch das Vertrauen. Und Vertrauen ist das, was kein Staat der Welt mit Steuern kaufen kann, egal wie hoch sie sind.


Disclaimer: Dieser Artikel stellt eine kritische Meinungsäußerung im Sinne von Art. 5 GG dar. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit der genannten Zahlen und bewertet die Situation aus gesellschaftspolitischer Perspektive.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert


 


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