Kriegstüchtig? Nein danke – Sicherheit braucht kluge Politik

„Kriegstüchtig“ vs. „Verteidigungsfähig“ – Warum Worte zählen

Friedrich Merz hat kürzlich gefordert, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden. Diese Formulierung sorgte zu Recht für Unruhe. Sie ist nicht nur unglücklich gewählt, sie weckt falsche Assoziationen. Denn zwischen „kriegstüchtig“ und „verteidigungsfähig“ besteht ein fundamentaler Unterschied – rechtlich, politisch und historisch.

Was bedeutet „kriegstüchtig“?

„Kriegstüchtig“ ist ein Begriff, der eher aus der Militärgeschichte stammt. Er beschreibt die Fähigkeit eines Staates, aktiv Krieg zu führen – also Angriffe zu planen, Ressourcen für Offensiven bereitzustellen und Kriegsoperationen auch außerhalb des eigenen Territoriums durchzuführen. Wer „kriegstüchtig“ ist, bereitet sich nicht nur auf den Verteidigungsfall vor, sondern darauf, militärische Macht auch offensiv einzusetzen.

In Deutschland klingt das nach einer Abkehr von der Nachkriegsordnung. Das Grundgesetz verpflichtet uns in Art. 26 ausdrücklich, Angriffskriege zu verbieten. Auch die Bundeswehr ist laut Art. 87a GG „zur Verteidigung aufgestellt“. Offensive Kriegsführung ist nicht vorgesehen.

Was bedeutet „verteidigungsfähig“?

„Verteidigungsfähig“ meint die Fähigkeit, das eigene Land, seine Bevölkerung und seine Infrastruktur im Fall eines Angriffs zu schützen. Das umfasst:

  • eine einsatzbereite Bundeswehr,

  • funktionierende Bündnisstrukturen (NATO, EU),

  • Zivilschutz und Katastrophenmanagement,

  • Versorgungssicherheit bei Energie, Kommunikation und Transport.

Verteidigungsfähigkeit ist also ein rein defensives Konzept. Es geht darum, eine glaubwürdige Abschreckung aufzubauen, um gerade keinen Krieg führen zu müssen.

Warum die Unterscheidung wichtig ist

Sprache prägt Politik. Wenn von „Kriegstüchtigkeit“ die Rede ist, wird ein aggressiver, eskalierender Ton gesetzt. Das kann die öffentliche Debatte vergiften und das Bild Deutschlands international verändern. Unser Auftrag ist es nicht, Kriege zu führen, sondern sie zu verhindern.

Eine moderne Sicherheits- und Verteidigungspolitik sollte deshalb auf Resilienz, Abschreckung und Diplomatie setzen – nicht auf eine Rhetorik, die nach Aufrüstung um jeden Preis klingt.

Deutschland braucht eine starke, einsatzbereite Bundeswehr, die unser Land schützt. Das ist Verteidigungsfähigkeit. „Kriegstüchtigkeit“ ist das falsche Ziel – politisch, rechtlich und historisch. Die Worte sind nicht austauschbar, und wer sie vermischt, verschiebt bewusst die Grenzen des Sagbaren.


Disclaimer: Dieser Artikel spiegelt meine persönliche Meinung wider. Er dient der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Alle rechtlichen und verfassungsrechtlichen Bezüge sind nach bestem Wissen recherchiert, ersetzen jedoch keine rechtliche Beratung.

© 2025 Mirko Fuchs
Foto: KI-generiert



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